
Es war einmal … Nein, ich will Ihnen hier kein Märchen erzählen, sondern aufzeigen, wie deutsche Bischöfe schon seit Jahren die katholische Kirche ins Abseits manövrieren. Im Dezember 2012 diskutierte Bischof Overbeck im Rahmen der Reihe „Dialoge mit dem Bischof“ über das Thema „Die Lebensgeschichte[i] ernst nehmen“. Da kommt u. a. ein sog. Theologe namens Schockenhoff zu Wort. Hier einige Kostproben (Sollten Sie das Dokument auf der Bistumsseite nicht mehr finden, können Sie es bei mir anfordern):
„Es sind nicht nur die anderen, die mit ihren Lebensentwürfen scheitern, sondern auch die Christen.“
Unsinniger geht es wohl kaum. Das Leben des Christen ist immer schon auch ein Scheitern gewesen. Früher konnte man das (und in einigen Ländern heute noch) an den langen Schlangen vor den Beichtstühlen erkennen.
„Kirche geht von dem Prinzip der Versöhnung aus. Sie sollte die Menschen dazu befähigen, sich mit ihren Lebensentwürfen zu versöhnen.“
Es geht doch nicht darum sich mit seinen Lebensentwürfen zu versöhnen (sprich: mit seinem Scheitern und seiner Sünde zufrieden und versöhnt zu sein), sondern sich mit Gott zu versöhnen (sprich: seine Schuld anzuerkennen und in der Beichte die Vergebung zu erfahren).
Wiederverheiratete Geschiedene vom Sakrament der Kommunion auszuschließen sei nicht der richtige Weg, …
Zu dieser Bemerkung gibt es nur zwei logische Schlussfolgerungen: Entweder meint Herr Schockenhoff, dass der Ehebruch keine schwere Sünde ist, dann sind Ehebrecher selbstverständlich nicht vom Sakrament der Kommunion ausgeschlossen. Sollte Herr S. den Ehebruch aber für eine schwere Sünde halten, dann folgt aus seiner Forderung, dass jeder in schwerer Sünde verharrende Katholik zur Kommunion eingeladen ist. Blick auf den Bischof: Wenn Herr Overbeck solchen Pseudotheologen ein Form bietet, braucht man sich nicht zu wundern, dass die Beichtpraxis (außer bei den viel geschmähten Fundis) fast gestorben ist. Das heißt: Entweder sind die Katholiken hierzulande alle Heilige, oder, wie oben gesagt, sie sind mit ihren Sünden versöhnt und haben die Versöhnung durch Gott nicht mehr nötig.
Nun zu Bischof Overbeck:
Er äußerte er sich u. a. folgendermaßen:
„Angesichts veränderter gesellschaftlicher Bedingungen und zunehmend differenzierter Lebensentwürfe ist es notwendig, neue pastorale Antworten zu finden“, betonte Ruhrbischof Overbeck. „Rund die Hälfte der neu geschlossenen Ehen gehen wieder auseinander. Dieses Spannungsverhältnis zur Lehre der Katholischen Kirche müssen wir ernst nehmen“.
Im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen gelte es, die konkreten Lebensumstände sorgfältig in den Blick zu nehmen. „Ich kann die Seelsorger nur ermuntern, ein Wegbegleiter zu sein und nicht mit Sanktionen zu drohen. Die Kommunionbank ist keine Richtbank“, so Overbeck. Priorität habe der Dienst am Menschen. „Wir sollten jeden Einzelnen in seiner Würde und mit seiner Lebensgeschichte ernst nehmen. Das gilt für Priester, aber auch für die Gemeinde, die schließlich ihre Mitglieder in der Gemeinschaft trägt“, so der Bischof. Letztendlich müsse jeder Einzelne seine Entscheidungen mit dem eigenen Gewissen
Es verwundert (oder heutzutage vielleicht auch nicht!!!) , ein solch hirnloses Geschwafel von einem Bischof zu vernehmen. Eine zu starke Bemerkung? Schauen wir uns die Aussagen des Bischofs einmal genauer an:
„Angesichts veränderter gesellschaftlicher Bedingungen und zunehmend differenzierter Lebensentwürfe ist es notwendig, neue pastorale Antworten zu finden“, …
Seit wann haben sich Christen veränderten gesellschaftlichen Bedingungen anzupassen? Was soll das Nebelwort „differenzierte Lebensentwürfe“? Warum nennt er die veränderten Lebensbedingungen und differenzierten Lebensentwürfe nicht beim Namen: Abtreibung, Homoehe, Sexualisierung der Kinder, Abschiebung schon der kleinsten Kinder in Kinderkrippen, zunehmende Gewaltbereitschaft, rapides Absinken des Bildungsniveaus, dramatischer Rückgang bei der Mitfeier der Sonntagsmesse … Welche pastoralen Antworten will Herr Overbeck denn da geben? Mit der Schließung von Kirchen ist es wohl nicht getan. Leider keine klare Antwort. Es gibt aber nur zwei Möglichkeiten: Anpassen oder Gegensteuern. Für welchen Weg sich Herr Overbeck entschieden hat, dürfte klar sein. Der hl. Paulus sieht das aber so: „Und gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern lasst euch verwandeln durch die Erneuerung des Denkens, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene“ (Röm 12,2)!
Ein Blick in die Kirchengeschichte: Haben sich etwa die Christen im Römischen Reich den damals gesellschaftlichen Gepflogenheiten angepasst? Sie haben sich ihnen widersetzt und nach ihrem Glauben gelebt. Damit waren sie überzeugend, aber viele hat es das Leben gekostet. Und in der neueren Geschichte? Unter dem Nationalsozialismus gab es – auch bis in die höchsten Ränge der katholischen Kirche – etliche, die sich „den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen“ angepasst haben. Sie sicherten sich damit ihr irdisches Wohlergehen. Aber es gab auch die Christen, die ihrem Glauben treu blieben und das oft mit dem Tod büßen mussten. Und auch heute gibt es Christen, die sich „den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen“ nicht anpassen. Leider werden sie von ihren Bischöfen weitgehend allein gelassen.
Im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen gelte es, die konkreten Lebensumstände sorgfältig in den Blick zu nehmen.
Welche Lebensumstände das sein sollen, verschweigt Herr Overbeck. Um dem Vorwurf „leeres Stroh zu dreschen“ begegnen zu können, müsste er doch hier diese „näheren Umstände“ deutlich ansprechen. Tatsache ist nach der Heiligen Schrift: „Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch“ (Mk 10,11). Es ist das Geheimnis von Herrn Overbeck, welche „konkreten Lebensumstände“ daran etwas ändern.
„Ich kann die Seelsorger nur ermuntern, ein Wegbegleiter zu sein und nicht mit Sanktionen zu drohen. Die Kommunionbank ist keine Richtbank“, so Overbeck,
Was soll diese unsinnige Bemerkung? Seelsorger waren immer Wegbegleiter, aber sie haben vor der Ära Overbeck in christlicher Verantwortung die ihnen anvertrauten Gläubigen auch immer vor Irrwegen gewarnt und – ganz im Sinne unseres Herrn – auf die Gefährdung ihres ewigen Heils hingewiesen. Und die Bemerkung über die „Richtbank“ ist einfach albern. Wer hat jemals die Kommunionbank als „Richtbank“ bezeichnet? Wohl aber können wir in der Heiligen Schrift lesen: „Wer unwürdig von dem Brot isst oder aus dem Kelch des Herrn trinkt, der wird schuldig am Leib und Blut des Herrn, … der isst und trinkt sich das Gericht“ ( 1 Kor 11,27 f.). Und nach dem Missale Romanum von 1970/75 betet der Priester vor der Kommunion: Herr Jesus Christus, der Empfang deines Leibes und Blutes bringe mir nicht Gericht und Verdammnis, sondern Segen und Heil.“
„Wir sollten jeden Einzelnen in seiner Würde und mit seiner Lebensgeschichte ernst nehmen. Das gilt für Priester, aber auch für die Gemeinde …“
Was sollen diese nichtssagenden Plattitüden? Gerade Priester, die sich um das ewige Heil der Gläubigen sorgen, nehmen die ihnen anvertrauten Menschen ernst. Und diejenigen Theologen und Priester, die den Menschen die Lebensregel vermitteln „Mach doch, was du willst“, nehmen den Menschen eben nicht ernst. So kommen wir zu einem weiteren Bonmot von Herrn Overbeck.
Letztendlich müsse jeder Einzelne seine Entscheidungen mit dem eigenen Gewissen vereinbaren.
Da habe ich einige Fragen an Herrn Overbeck: Ist es in Ordnung, wenn jemand alkoholisiert Auto fährt, wenn er diese Entscheidung mit seinem Gewissen vereinbaren kann? Haben Sie etwas gegen islamische Selbstmordattentäter? Die handeln doch zweifellos nach ihrem Gewissen, wenn sie sogar bereit sind, ihr Leben für ihre Gewissensentscheidung zu opfern. Und auch bei dem Problem der Abtreibung wird zunehmend das Gewissen ins Spiel gebracht. Finden Sie es richtig, dass weltweit Millionen Kinder vor ihrer Geburt ermordet werden, weil es ja eine Gewissensentscheidung ist? Merken Sie nicht, Herr Overbeck, dass das Gerede von der „Gewissensentscheidung“ heute eine reine Nebelkerze ist, um jedwedes unmoralisches Verhalten zu rechtfertigen?
Sehr geehrter Herr Bischof! Ich nehme Sie sicherlich ernst, sonst hätte ich diesen Beitrag nicht geschrieben. Hier ein Vorschlag zur Güte:
Fragen Sie doch die Ihnen anvertrauten Katholiken einmal, ob sie einen lebendigen Bezug zu Gott haben. „Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben …“ so heißt das erste Gebot, verknüpft mit dem Gebot der Nächstenliebe. Wenn man jemanden von Herzen liebt, dann hat man auch dann, wenn es einem ungelegen kommt, immer Zeit für ihn. Ich habe meinen Schülern oft erklärt, dass man Liebe messen kann. Wenn sie dann ungläubig dreinschauten, dann habe ich ihnen genau das gesagt: Für den, den man liebt, hat man auch Zeit. So sollte man jeden Christen, der behauptet katholisch zu sein, ganz konkret fragen: „Wie viel Deiner Zeit des Tages widmest Du dem Gespräch mit Gott (Gebet)? Feierst Du jeden Sonntag die hl. Messe – Zentrum unseres Glaubens – mit, oder ist das schon zu viel für Dich, weil andere Dinge Dir wichtiger sind? Liest Du regelmäßig in der Heiligen Schrift, um Dich mit den Gedanken Gottes vertraut zu machen? Gehst Du regelmäßig zur hl. Beichte, um durch den Priester die Vergebung Gottes für Deine Verfehlungen und Sünden zu erhalten, oder bist Du der Meinung, schon ein Heiliger zu sein bzw. ein Recht auf Sünde zu haben?
[i] https://www.bistum-essen.de/presse/artikel/die-lebensgeschichten-ernst-nehmen/